Frieden zuhause finden

Zuhause ist der Ort, an dem wir fürs Leben lernen. Wenn wir Glück haben, lernen wir als Kinder, dass die Welt ein sicherer Ort ist und unsere Bindungsfiguren und die Menschen um uns herum es gut mit uns meinen, uns lieben und unterstützen. Wenn wir weniger Glück haben, lernen wir, was notwendig ist, um uns zu schützen und zu überleben – und das kann uns später leider im Weg stehen, wenn wir selbst Partner, Elternteil und Mitglied der Gesellschaft sind. Schutzmechanismen und Coping-Strategien halten uns davon ab, sichere Bindungen zu erfahren, und uns nicht mehr allein oder isoliert zu fühlen.

Sowie z.B. in unseren Paarbeziehungen und Familien, bestehen auch gesellschaftlich negative Dynamiken, die sich hochschaukeln können in tiefe Konflikte und manchmal Gewalt. 

Wenn Sue Johnson über ein Paar oder eine Familie spricht, benutzt sie oft die Metapher des argentinischen Tangos. Tatsächlich ist unser Verhalten für uns wichtigen Menschen immer auch ein Beziehungssignal, die bestimmte Gefühle und damit einhergehendes Verhalten auslösen. Dieses Verhalten ist damit gleichzeitig der Impuls für unseren nächsten Schritt. Diese Feedbackschlaufen können liebevoll, empathisch und klärend sein oder eben verletzend und in Kampf- und Fluchtimpulse münden.

Frieden zuhause finden. Und helfen, dass die Welt Frieden findet.

Die Verletzungen, die wir in unseren Kampf ums Überleben und mit unseren Schutzmustern verursachen, können wiederum andere Menschen aus ihrem Gleichgewicht bringen. Wodurch sie weniger emotional eingestimmt da sein können – vielleicht sogar für ihre Partner und Kinder, wodurch diese sich schützen müssen und der Kreis sich schließt. Die Summe aller Verletzungen und damit einhergehende Wut kann nach und nach das Vertrauen in ein Kollektiv, eine Gesellschaft verloren gehen lassen oder gar den Wunsch nähren, sich zur Wehr zu setzen. An welchen Zeitpunkt entsteht Krieg? Es gibt in den negativen Feedbackschlaufen, die sich kollektiv formen und ausprägen und mit Ideologie oder nicht demokratischer Staatsform mental verankert werden, eine Entwicklung, die im schlimmsten Fall zum Krieg führt. 

Frieden beginnt auch zuhause und in uns selbst. In der Emotionsfokussierten Therapie lernen wir, negative Feedbackschleifen in unseren Paarbeziehungen und Familiensystemen zu erkennen und zu deeskalieren  – Sue Johnson nennt diese auch Teufelsdialoge. Wir ergründen die Schutz- und Überlebensstrategien und die ihr zugrundeliegenden Ängste. Wir tun es zusammen und öffnen damit einen Beziehungsraum, in der Ängste beruhigt und alte Verletzungen geheilt werden können. Das ist keine einfache Arbeit, und es braucht den Willen, etwas zu verbessern, sich und den anderen besser kennenzulernen, Verantwortung zu übernehmen, wo wir andere verletzen, und Mut, zu wachsen und unsere Verletzlichkeit anzuerkennen – und für einander da sein zu lernen. Paare und Familien, die diesen Weg gegangen sind, berichten, dass sie glücklicher, empathischer und resilienter den Herausforderungen des Lebens gegenüberstehen. Sie sind nicht mehr emotional allein. Sie sind zugehörig.

Falls Sie auch anfangen möchten, Frieden zuhause zu finden, dann empfehlen wir Ihnen Sue Johnsons Buch „Halt mich fest“ zu lesen, ein EFT-Paarseminar zu besuchen oder ein EFT-Orientierungsgespräch zu vereinbaren.

EFT am Ende des Jahres 2023

Am Ende des Jahres 2023 scheint ein Frieden weiter weg als am Anfang. Gabor und Daniel Matés Buch „Vom Mythos des Normalen. Wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert – Neue Wege zur Heilung.‟ (erschienen am 24. Mai 2023 im Kösel Verlag), setzt diese Entwickelung in eine größere Perspektive. Wir werden die Essenz der New York Times- und Spiegel-Bestseller versuchen, hier in ein paar Sätzen zusammenzufassen.

Wir Menschen sind am gesündesten, wenn wir in einer Großfamilie oder Nachbarschaft leben, in der emotionale Brüche repariert werden, Kinder sichere Bindung mit ihren Eltern erfahren, generationsübergreifende Kontakte haben und mit anderen Kindern gemischten Alters spielen.

Was wir bei uns heutzutage als normal erfahren, sind Kindern in kleinen, isolierten Familien, in denen Eltern oft überfordert und emotional uneingestimmt sind, und Kontakte der Kinder sich hauptsächlich auf Gleichaltrige beschränken.

Als treibende Kraft sehen Gabor und Daniel Maté die Herrschaft des globalisierten Kapitalismus. Dies führt zu mehr Trennung, Fragmentierung und einer Zunahme an Möglichkeiten zu Ablenkung und Sucht. Mehr Trennung führt zu weniger Zugang zu verletzlichen Gefühlen, zu mehr Scham und Beschämung, mehr körperlichen und seelischen Krankheiten, mehr Bedarf nach Ablenkung und sie macht uns anfälliger für Sucht. Mehr Krankheiten, Bedarf nach Ablenkung und Sucht fördert wieder mehr Kapitalismus.

Berührend im Buch ist die persönliche Geschichte von einem Mann, der sowohl vor den Nazis als auch vor den Kommunisten fliehen musste und seine vermeidende Überlebensstrategie erst durch seine Frau Rae hinter sich lassen konnte.

Was haben wir aus diesem Buch gelernt? Zum Ersten, dass wir eine gesellschaftliche Neujustierung benötigen. Unsere Gesellschaft muss, um wieder vital zu werden, Raum für Eltern und Familien schaffen. Zum Zweiten, wie wichtig die emotionsfokussierte bindungsbasierte Therapie (EFT) eigentlich ist. Es ermöglicht Paaren, Familien und Einzelpersonen wieder zu Verbundenheit und Verletzlichkeit zurückzufinden. EFT gibt Hoffnung.

„Vom Mythos des Normalen‟ ist sehr lesenswert, es platziert unsere und Sue Johnsons Arbeit in einen größeren, sinnstiftenden Kontext. Wir können es von Herzen empfehlen.

EFT am Ende des Jahres 2022

In​ ​dieser turbulenten Zeit vor Weihnachten und auch mit dem Hintergrund​ ​von Putins Krieg in der Ukraine, fällt mir noch mehr auf, wie viele​ ​Nervensysteme noch nie ein sicheres Zuhause gefunden haben.​ ​Neben​ ​Traurigkeit sind da aber gleichzeitig auch die Gefühle der Hoffnung​ ​und der Dankbarkeit. Dankbarkeit ​dafür, dass für alle der vier Komponenten, die Sue Johnson als ​unerlässlich für eine gute Therapie postuliert hat, in den letzten​ ​zehn Jahren hervorragende Studien und Bücher erschienen sind.​ ​Bücher, welche ​sich an ein breites Publikum richten und​ ​die EFT-Arbeit unterstützen:

Hoffnung​ ​gibt es da, wo Menschen entdecken, wie sie aus ihrer Isolation heraus​ ​ein sicheres Zuhause für ihr Nervensystem finden und dadurch​ ​wiederum für andere da sein können. Ich hoffe, dass ihr das in​ ​diesem Jahr, welches sich nun dem Ende zuneigt, auch viele Male in​ ​eurer EFT-Arbeit miterleben durftet.

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