Warum streiten wir uns?

Wir streiten uns, weil wir beide Schmerzen haben.

weil ich dir unwichtig bin,
weil ich nie gut genug für dich bin.

Ein Großteil der Paare, die sich in unserer Praxis melden, streiten sich oft, manchmal sogar täglich, und nicht selten nur über Kleinigkeiten. Hinter Streit über Themen wie Geld, Zeit, Sex, Haushalt und Erziehung der Kinder versteckt sich meistens ein existenzieller Schmerz: Ich bin dir nicht wichtig oder ich bin nie gut genug für dich. Dem Anderen die Schuld zuzuweisen, bringt einen für kurzen Moment Erleichterung und gefühlte Stärke. Oft trägt unsere Wut auch die verzweifelte Hoffnung, dass der Andere darin unseren Schmerz sieht, mit uns fühlt und tröstend auf uns zukommt.

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Brené Brown über Schmerz und Schuldzuweisungen

Unsere Emotionen und wie wir darauf tanzen

Wenn wir verliebt sind, fällt es uns leicht, aufeinander zuzugehen, uns mitzuteilen, den Schmerz des Anderen zu spüren und eingestimmt darauf zu reagieren. Sue Johnson spricht von Liebe als ein Tanz, bei dem unsere Emotionen die Musik sind – wenn wir verliebt sind, ist dieser Tanz aufmerksam, lebendig, spielerisch und im Flow. Für uns Menschen kann so ein Tanz eine wichtige Ressource sein und uns dabei helfen, ein glückliches und gesundes Leben zu führen.

Es ist dabei wichtig, uns darüber bewusst zu sein, wie der Tanz in unserer Beziehung sich anfühlt: Geben wir einander Sicherheit durch mit-swingen oder vermeiden wir Blickkontakt, drehen uns weg und lassen einander ins Leere laufen? Unseren Partner ohne Weiteres diesen emotionalen Tanz zu verweigern, vermittelt unbewusst die Bindungsbotschaft „Du bist mir egal.“ Schmerzen, ein verzweifelter Versuch, den Tanz zu kontrollieren, und Wut sind die unvermeidbaren Folgen davon.

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Dr. Sue Johnson und Dr. Edward Tronick - Liebe macht Sinn: von der Kindheit bis hin zum Erwachsenenalter
(zum Text)

Schmerz aus dem Hier-und-Jetzt und unserer Vergangenheit

Klient*innen erzählen uns: „Er mauert die ganze Zeit. Sein Lächeln, sein Ärger, es macht mich wahnsinnig.“ oder „Ich bin der letzte Dreck für sie. Niemals auch nur ein einziges Kompliment.“ In jeder Liebesbeziehung wird es Momente geben, in denen unsere Partner im Hier-und-Jetzt Schmerzen bei uns auslöst. Oft ruft eine Verletzung gleichzeitig auch Schmerzen aus vorherigen Vorfällen oder Beziehungen hervor. Manchmal haben belastende Erfahrungen, die unsere Eltern oder Großeltern erlebt haben, unsere emotionale Haut empfindlich gemacht. Wenn unser Partner uns an so einer wunden Stelle erwischt, löst dies eine reflexartige Schutzreaktion aus und kann zudem starke Wut oder plötzlichen Rückzug hervorrufen. Eine Kettenreaktion ist die Folge – wo jedes Wort das andere ergibt, noch mehr Schmerz entsteht und die Notwendigkeit, zu schützen, sich blitzschnell steigert.

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Gary & Brooke - Schmerz und Schuldzuweisungen bilden eine Kettenreaktion.

Geht es auch ohne Streit?

Schmerz alleine zu tragen, kann wirklich Terror sein, geteilte Schmerzen hingegen sind viel einfacher zu ertragen. Es hört sich widersprüchlich an, aber es geht auch ohne Streit, wenn du mich mit dem Gefühl, dir nicht wichtig zu sein, nicht alleine lässt. Du bist es gewesen, der mich verletzt hat, gleichzeitig brauche ich jetzt am meisten, dass du meinen Schmerz nachempfinden kannst und mich damit nicht alleine lässt. Und was für mich gilt, gilt ebenso für dich – auch du brauchst meine tiefe Empathie, wenn ich dich verletzt habe. Es geht auch ohne Streit, wenn wir lernen, uns selbst und den Anderen zu verstehen – ein gefühltes Verstehen.

Wenn ein Mensch die Gefühle seiner Partnerin, ihre tiefsten Wünsche, Sehnsüchte und ihr Leiden nicht wirklich versteht, dann wird er nicht in der Lage sein, sie wahrhaft zu lieben.
Liebe ohne gefühltes Verstehen ist undenkbar.

Thich Nhat Hanh

Manchmal ist es zu spät für eine Liebe. Doch wenn das noch nicht der Fall ist, gibt es bei der EFT eine Landkarte, um zur Liebe zurückzufinden. Einige Prinzipien zum Mitnehmen, die Ihnen auf diesem Weg helfen werden:

  • Machen Sie sich schlau über Liebe und Emotionen. Sue Johnsons Buch „Halt mich fest“ oder die zugehörige DVD haben schon vielen Paaren geholfen, zu entdecken, wo sie sich in der Liebe verfangen haben. Augenöffner über den Stellenwert der Liebe, Bindungsstile, wunde Punkte und toxische Muster machen einen riesigen Unterschied darin, wie wir uns selbst und einander wahrnehmen. Und wenn wir uns anders wahrnehmen, wird es auch einfacher, anders aufeinander zuzugehen und einfühlsamer zu reagieren.
  • Bleiben Sie neugierig und aufmerksam. Eines der häufigsten Missverständnisse in Liebesbeziehungen ist, dass wir einander und uns selbst gut kennen. Oft ist unser Verständnis ziemlich lückenhaft. Wir sind uns eigentlich viel zu nah, um uns selbst klar wahrzunehmen. Gleichzeitig verheimlicht unsere Schutzstrategie uns nicht nur vor unserem Partner, sondern meistens auch vor uns selbst. Lesen/hören Sie das Buch „Was ist dein Schmerz?
  • Bleiben Sie im Gespräch miteinander. Selbst Paare, bei denen wir als Paartherapeut*in manchmal zweifeln, ob sie es als Paar schaffen, können zur Liebe zurückfinden, wenn sie, außer wütend aufeinander zu sein, auch über ihre weicheren Gefühle, ihre tieferen Bedürfnisse und Wünsche miteinander in Gespräch bleiben – ein LOVE Gespräch.
  • Suchen Sie sich Hilfe, wenn Sie alleine nicht weiterkommen. Es wird gesagt, dass man ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind großzuziehen. Manchmal ist die Unterstützung von Dritten unerlässlich, um die Herausforderungen einer Familie als Eltern zu tragen. Genauso kann es sein, dass wir die Unterstützung einer Vertrauensperson brauchen, die uns als Paar vorübergehend auf die Entdeckungsreise der Liebe begleitet. Hier können Sie einen Termin für ein EFT-Orientierungsgespräch vereinbaren.

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